Wochenausblick für die Woche vom 10. bis 15. Dezember 2012

| 10. Dezember 2012 | Keine Kommentare

Die Weihnachtsrallye gewann in der Nikolauswoche an Fahrt. Diesseits und jenseits des Atlantiks kletterten die Börsenkurse – der DAX schraubte sich jenseits der 7.500er-Marke in luftige Höhen und markierte mit 7.553,05 Punkten ein neues Jahreshoch (Xetra). Ein Test der oft charttechnisch als Zielmarke angesprochenen 7.600 Punkte ist beinahe eine ausgemachte Sache.

Anleger sollten für den weiteren Verlauf bis Weihnachten jedoch auch auf Gewinnmitnahmen achten. Besonders zum Jahresende hin kann es einerseits zu Effekten wie dem „window-dressing“ kommen, andererseits bei dann langsam rückläufigen Volumina auch zu erhöhter – nicht immer leicht einzuschätzender – Volatilität. Vorsicht ist geboten. Verschenken Sie nun zum Jahresende nicht die bis dato angesammelten Buchgewinne – das Weihnachtsfest kann sonst traurig werden.

Medienspektakel wie Euro- bzw. Staatsschuldenkrise oder auch „fiscal cliff“ (Fiskalklippe) verwirren seit ein paar Jahren die Anleger. In der Gesamtbetrachtung ging es an der Wall Street jedoch kräftig bergauf, und auch in Frankfurt kann man beim DAX auf eine wahnsinnig gute Performance zurückblicken.

Das billige Geld sucht sich seine Wege, und mangels Alternativen landet man, nicht zuletzt aufgrund der historisch hohen Dividendenrenditen bei den Aktienmärkten. Selbst seit seinem kurzfristigen Einbruch auf rund 6.950 Punkte hat der DAX bis zu seinem jetzigen Jahreshoch bei rund 7.550 in kurzer Zeit dicke 600 Punkte eingebracht. Wer redet da noch von Krise?

Handelswoche brachte respektable Ergebnisse

Der Dow Jones Industrial Average hat sich in der vergangenen Handelswoche oberhalb der 13.000-Punkte-Marke stabilisieren können. Kurzfristige Kursrücksetzer wurden dank erfreulicher US-Arbeitsmarktdaten (NFP/non-farm payrolls) schnell wieder eliminiert. Der US-Index ging mit einem Plus von 0,62 Prozent bei 13.155,13 ins Wochenende. Der S&P 500 zog um 0,29 Prozent an und beendete den Freitag mit 1.418,27 Punkten.

Der deutsche Leitindex DAX ging mit einem leichten Minus von 0,22 Prozent bei 7.517,80 aus dem Xetra-Handel – nachbörslich zog er aber wieder auf 7.532,50 Punkte an und stand somit nahezu unverändert gegenüber dem Vortag. Zuvor testete der DAX mit einem Tagestief von 7.487,64 noch seine Tagesunterstützung. Die charttechnischen Marken wurden exakt abgearbeitet.

Beobachtung der Terminmärkte

Für den FDAX gab es alleine am 7. Dezember 94.887 Trades mit 134.642 gehandelten Kontrakten (der Dezember-Kontrakt lag hier naturgemäß noch mit 125.653 vorne) – der open interest“ lag bei 196.947. Am 6./ 5./ 4./ 3. Dezember wurden insgesamt 144.608/ 141.440/ 125.127/ 126.821 Kontrakte auf den FDAX gehandelt. In den letzten zwei Wochen zogen die Volumina beim FDAX wieder an, nachdem sie im November oft unterhalb der 100.000-Kontrakte-Grenze lagen.

DAX überkauft – 7.600 aber drin

Der deutsche Leitindex DAX ist im Vier-Stunden-Chartbild und auch im Tageschart bereits überkauft. Eine Konsolidierung zumindest bis 7.350 Punkte sollte sich innerhalb der neuen
Handelswoche abzeichnen, doch hier ist durch die mögliche vorweihnachtliche Einkaufstour von Versicherungs- und Fondgesellschaften auch eine Seitwärtsphase auf hohem Niveau durchaus denkbar.

Schon in den vergangenen Handelstagen konnte man immer wieder beobachten, wie der deutsche Leitindex sein überkauftes Szenario seitwärts handelnd langsam abbaute und dann wieder in den „roten Drehzahlbereich“ (überkauft) zurückdrehte. Die Stärke des DAX beeindruckt derzeit viele Trader weltweit und zwang in den letzten Wochen vor allem die Bären dazu, sich mit dem DAX einzudecken, weil sie immer wieder nach zwischenzeitlichen Kurssteigerungen auf fallende Kurse gesetzt hatten. Die Annahme derer, die in den letzten Wochen an der EUWAX verstärkt Puts auf den DAX gekauft hatten, erwies sich offensichtlich als falsch.

Das Euwax Sentiment, der Privatanleger-Index an der EUWAX/BoerseStuttgart spiegelt das Verhalten von Privatanlegern wider. Die marktrelevanten Daten von Privatanleger-Orders in Optionsscheinen und Knock-Out- Produkten auf den DAX liegen dem Index zugrunde. Positive Werte deuten auf eine bullishe Einstellung der Anleger hin, negative Werte deuten auf eine bearishe Einstellung. Noch in der letzten Woche lag der Index mit -32,63 Punkten in einem deutlich negativen Bereich. Der Markt frühstückte somit die Privatanleger, die zu knapp mit Puts im Markt unterwegs waren, Stück für Stück ab. Zur Info: Der EUWAX-Sentiment-Index wird nahezu in Echtzeit erhoben. Es werden immer die Orders berücksichtigt, die in den vergangenen 60 Sekunden
ausgeführt wurden.

Neue Handelswoche mit wichtigen chinesischen Daten

Die neue Börsenwoche bringt besonders viele asiatische Daten aus den zwei großen Volkswirtschaften China und Japan. Hier beginnt der erste große Datenreigen schon in der
acht von Sonntag auf Montag. Der chinesische Verbraucherpreisindex, Produzentenpreise, Daten zur Industrieproduktion, Einzelhandelsdaten – die chinesischen Daten dürften Experten zufolge besser ausfallen und die Märkte somit positiv überraschen.

Aus Japan sollten vor allem die Zahlen zum japanischen BIP für das dritte Quartal 2012 den asiatisch-pazifischen Raum beeinflussen – die japanische Wirtschaft schrumpft jedoch
weiter, wenn auch mit leicht reduziertem Tempo. Im Verlauf der Nacht werden noch die japanische und die chinesische Handelsbilanz ausgewertet werden. Die chinesischen
Darlehensvolumina im Monat November werden bei 550 Milliarden US-Dollar erwartet – weitere Daten zum chinesischen Geld- und Kreditmarkt werden zeitgleich bekannt gegeben.

Zum frühen Montag kommt noch das japanische Verbrauchervertrauen. Die europäische Sitzung startet dann mit dem deutschen Außenhandel und dem Umsatz des verarbeitenden
Gewerbes für den Monat Oktober. Um 10:00 Uhr erreichen die Märkte italienische Daten zum BIP für das dritte Quartal 2012 – man erwartet einen Rückgang um 2,4 Prozent. Der
US-Handel bleibt am Montag von der volkswirtschaftlichen Datenlage weitestgehend nachrichtenlos.

Der Dienstag bietet zunächst das Jahresergebnis von ThyssenKrupp, welches bereits um 7:30 Uhr veröffentlicht wird. Große Überraschungen sind nicht zu erwarten. Der Konzern war
in den letzten Wochen in der Presse stetig negativ aufgefallen. Die Vorgänge bei ThyssenKrupp suchen in den letzten Jahren der deutschen Wirtschafts-, Unternehmens- und Börsengeschichte ihresgleichen. Es bleibt weiter unruhig beim Stahlkocher, der sich komplett zu einem Technologiekonzern umkrempeln will. Im Weg stehen nun nach dem Rauswurf des halben Vorstands noch die Verkäufe der Stahlwerke in den USA und in Brasilien – Milliardengräber! Es gibt andere und bessere Werte mit Potenzial. Im weiteren Verlauf kommen um 08:00 Uhr deutsche Großhandelspreise und, von besonderer Wichtigkeit, der ZEW-Indikator um 11:00 Uhr, der zuvor noch mit -15,7 Punkten notierte und nun bei -11,5 Punkten erwartet wird. Vor Eröffnung der Wall Street erreichen uns um 14:30 Uhr Daten zur US-Handelsbilanz und um 16:00 Uhr Daten zum US-Großhandel.

In der Nacht zum Mittwoch werden die japanischen Auftragseingänge des Maschinenbaus und der japanische Dienstleistungsindex für den Monat Oktober ausgegeben – das Gesamtbild zur wirtschaftlichen Entwicklung bleibt weiter leicht negativ. Im europäischen Handel kommen deutsche Dienstleistungsumsätze und Arbeitsmarkdaten für das dritte Quartal 2012, deutsche Verbraucherpreise für den Monat November (man erwartet den Rutsch unter die 2,0-Prozent-Marke auf 1,9 Prozent!) und französische Verbraucherpreise.

Die britische Arbeitslosenquote (es wird mit einem Anstieg auf 7,9 Prozent gerechnet) verweist darauf, wer der neue kranke Mann in Europa ist. Müssten die Briten das Maastricht- Kriterium zum Schuldenstand einhalten, so wären sie schon lange abgemahnt worden – Großbritannien kämpft nun obendrein um sein AAA-Rating. Vor den US-Daten erreichen die Märkte noch um 11:00 Uhr die Zahlen zur europäischen Industrieproduktion für den Monat Oktober.

Wichtigstes Ereignis des Tages ist das Sitzungsergebnis der Federal Reserve Bank aus den USA – der US-Leitzins wird unverändert bei 0,25 Prozent erwartet. Um 20:15 Uhr
wird FED-Chef Ben Bernanke seine gewohnte Pressekonferenz abhalten – die Märkte werden ihm wieder einmal an den Lippen hängen. Rohstoff-Trader verfolgen zudem das OPEC-Treffen – ein Event für WTI- und Brent-Kontrakte.

Der Donnerstag fängt für Europa volkswirtschaftlich betrachtet in der Schweiz an. Die SNB wird um 9:30 Uhr ihren Leitzins bekanntgeben – es wird unverändert mit einem Zins von 0,00
Prozent gerechnet (im Gespräch war sogar schon ein Negativ-Zins!). Der US-Handel bringt US-Arbeitsmarktdaten (Woche), Einzelhandelsumsätze und Erzeugerpreise im November, Lagerbestände im Oktober, und in der Nacht zum Freitag kommt der Tankan-Bericht der Bank of Japan (BoJ) mit einem Ausblick auf das vierte Quartal in Japan.

Der frühe Freitag bringt noch nachts den chinesischen HSBC-Einkaufsmanager-Index des verarbeitenden Gewerbes für den Monat Dezember – die Erwartungen an China bleiben
hoch. Wichtige EU-Daten und Daten der Eurozone erreichen die Trader um 11:00 Uhr. Vor allem die europäischen Arbeitsmarktdaten werden bewegen. Die Arbeitslosigkeit in der Eurozone, vor allem auf den schwer angeschlagenen Arbeitsmärkten in Spanien, Portugal und Griechenland, aber auch Italien und Frankreich verbreitet zunehmend Sorge. Besonders Spanien leidet mit einer Arbeitslosenquote von rund 25 Prozent besonders stark. Dabei sind nicht einmal alle arbeitslosen Spanier als arbeitslos gemeldet – Statistiken zufolge sind sogar 5,8 Millionen Spanier derzeit ohne Job. Das ergeben die Zahlen der „Officina del Empleo“.

Der Verbraucherpreisindex der Eurozone wird mit 1,5 Prozent erwartet – zum Nachmittag hin 1,9 Prozent auf Jahressicht ebenfalls ein moderater Wert erwartet. Die US-Industrieproduktion
und die Zahlen zur Kapazitätsauslastung für den November schließen die Woche von der volkswirtschaftlichen Seite her ab

Und was ist mit Kaffee? – Ein Kaffeegigant made in New England

In dieser Woche soll das Unternehmen „Green Mountain Coffee Roasters Inc.“ einmal näher beleuchtet werden. Green Mountain bietet neben Kaffee auch Tee, Apfelwein, Kakao und
sogar Kaffeemaschinen und Zubehör. Green Mountain bietet alles rund ums Thema Kaffee, Spezialkaffee usw. und kann sich somit als Gigant in der Spezial-Kaffee-Industrie
bezeichnen.

Das Unternehmen ist Mitglied im NASDAQ100-Index und hat demnach ausreichenden „Traffic“ im Wertpapier. Wie das Beispiel Nespresso zeigt, kann man mit Kapsel-Kaffee ordentlich verdienen. Kurzfristig in die Schusslinie der Kapitalmärkte gekommen, kann das Unternehmen den Erwartungen nun wieder entsprechen, und auch der Ausblick erfreut mehr und mehr. Kaffee wird in vielen Ländern mehr getrunken als andere Getränke – in den meisten Industrieländern sind da die Gewohnheiten recht ähnlich, und auch in Asien erfreut man sich des schwarz-braunen Getränks. Der Hebel im Gewinn wird besonders durch die Kaffeekapsel-Technologie deutlich (siehe z.B. die Preise für Kaffeekapseln bei Nespresso). Eine Packung (500g) Kaffeepulver kann man hierzulande
bereits für 3,50 Euro erstehen. Kauft man die gleiche Menge nun in Kaffeekapseln, so trinkt man preislich betrachtet das reinste flüssige Gold. Sinkende Kaffeepreise an den
Weltmärkten treiben die Gewinnmarge noch zusätzlich an.

Das Unternehmen aus Waterbury, Vermont (USA) ist mit stabilen Ankerinvestoren ausgestattet. Größter Anteilseigner ist die Fidelity Management & Research Company mit rund 15 Prozent; Capital Research Global Investors ist mit 11,3, Wellington Management Company, LLP mit 8,5, und sogar die Luigi Lavazza S.P.A. ist mit 6,4 Prozent an Bord. Die Directors’ Dealings der letzten drei bis sechs Monate zeigen zumindest nach Norden. 26 Käufen stehen nur vier Verkäufe gegenüber, und das bei einem derzeit wieder deutlich anziehenden Aktienkurs, der sich von seinem 52-Wochen-Tief von 17,11 Dollar schon mehr als verdoppelt hat. Aktuell notiert das Wertpapier bei 37,85 Dollar. Investoren und Trader sollten sich den Wert zumindest einmal ansehen. Betreiben Sie weitere Recherchen bei einem Tässchen Kaffee!

Eine ungewöhnliche Korrelation der Märkte

DAX-Future

Mittlerweile konnte sich der DAX die dritte Woche in Folge nicht für die Short-Seite entscheiden und legte erneut gut 1,45 Prozent zu – und dies wieder ohne erwähnenswerte Rücksetzer. In der kommenden Woche sollte somit nun auf der Long-Seite ein wenig vorsichtiger agiert werden. Es stehen zwar weiterhin alle Ampeln auf Grün, jedoch wäre eine kleinere Korrektur nur gesund für weitere Aufwärtsbewegungen. Kleinere Rücksetzer in die Region um die 7.450/ 7.400 böten die Chance auf einen weiteren Long-Einstieg – etwas konservativer sogar die 7.350. Durch den aktuell sehr starken Long-Move sollte die Short- Seite erst bei Kursen unter 7.250 wieder ins Rampenlicht rücken. Als Ziel für die Long- Richtung können aktuell durchaus 7.700 Punkte in Betracht gezogen werden.

Der Dax erreichte in der letzten Woche ein Jahreshoch – die Weihnachtsrallye läuft… Dennoch kann es in der kommenden Wochen diurch Gewinnmitnahmen und window-dressing auch zu Rückgängen kommen.

Euro/ USD– Future

Der Euro schaffte Anfang letzter Woche das angenommene Ziel von gut 1,3100, bis er dann relativ zügig den Weg nach unten antrat und erst an der entscheidenden Marke von 1,2900 zum Stillstand kam. Es ist nun zunächst Vorsicht geboten, da sich eventuell eine Seitwärtsphase zwischen 1,3000 und 1,2875 herauskristallisieren könnte. Kurse über 1,3000 würden dann wieder klarer die Long-Sprache sprechen, Kurse unter 1,2875 die Short-Sprache.

Bund Future

Ein kurzer Short-Ausflug des Bund-Futures Anfang der Woche konnte den Markt nicht davon abhalten, ab Dienstag mit dem DAX zu korrelieren, und er stieg bis zum Freitagsschlusskurs
stetig an. In einer statistisch eher seltenen Korrelation zu den Indizes steht auch der Bund-Future noch sauber im Saft und muss wie der DAX auch weiterhin auf der Long-Seite gesehen werden. Rücksetzer auf 145,20 oder 144,75 könnten als Kaufgelegenheit genutzt werden. Die Ziele beim Kauf sollten allerdings eher konservativ gewählt werden, da die Wahrscheinlichkeit besteht, dass neue Hochs recht schnell wieder abverkauft werden. Die Short-Richtung bekommt erst bei Kursen unter der 144,00 wieder Bedeutung.

S&P Future

Wie erwartet hatte es der S&P vergangene Woche etwas schwerer, seinen Long-Trend sauber fortzuführen, und tendierte eher seitwärts, was eventuell als ein Krafttanken gewertet werden könnte. Als entscheidende Marke sollte in der kommenden Woche erneut die 1.400 im Auge behalten werden. Kurse darüber stehen weiterhin für die Long-Richtung, und Rücksetzer können als Kaufgelegenheit genutzt werden. Nachhaltige Kurse unterhalb dieser Marke setzen den S&P vorerst auf die Beobachtungsliste!

(Dieser Wochenausblick wurde uns von LYNX B.V. Germany Branch zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt)

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Kategorie: Aktienmärkte, Marktkommentar

Über den Autor ()

Markus Burgdorf ist ausgebildeter Journalist und PR-Berater. Er schreibt heute für Kunden, Medien und seine Webseiten.

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