Wochenausblick für die Woche vom 3. bis 7. Dezember 2012

| 3. Dezember 2012 | Keine Kommentare

Das Jahr 2012 geht so langsam dem Ende zu. Der 1. Advent ist schon wieder Geschichte, und die Märkte eröffnen am Montag nun vollständig die Weihnachtssaison. Viel ist den Aktionären, aber auch den Marktteilnehmern anderer Handelsklassen im Jahr 2012 beschert worden. Katastrophen, Kriege, Bürgeraufstände, Friedensbewegungen, arabischer Frühling – die Wirtschaftsnachrichten wurden von zahlreichen dieser externen Themen beherrscht.

Vor allem das Wort „Schuldenkrise“ könnte leicht zum Unwort des Jahres gewählt werden. Die Euro- bzw. Staatsschuldenkrise in Europa, aber auch in den USA – dort unter dem Schlagwort „Fiskalklippe“ (fiscal-cliff) bekannt –, hohe Arbeitslosigkeit in der Eurozone und dem Rest der EU: insgesamt keine sehr rosiges Umfeld für die Börsen. War das Börsenjahr 2012 demnach auch eine Katastrophe? Mitnichten! Was hat sich also geändert und getan?

Für die deutsche Börsenlandschaft war das Jahr 2012 schon jetzt ein Fest: Der deutsche Leitindex DAX hat 2012 rund 25 Prozent zugelegt. Der japanische NIKKEI stieg um ca. 11,5 Prozent. Das Überleben des Euro wurde in der globalen Medienlandschaft endlos diskutiert – vor allem in den anglo-amerikanischen Medien bekam die europäische Gemeinschaftswährung zu oft schon den Totenschein ausgestellt. Am Spruch „Totgesagte leben länger“ scheint demnach eindeutig etwas dran zu sein. Der Wechselkurs von EUR/USD spricht Bände – er beendet das Jahr nahezu dort, wo er ein Jahr zuvor angefangen hatte. Derzeit notiert der EUR/USD auf Vorjahresniveau bei rund 1,3000! Auch 2012 blieb die Frage der Devisenhändler folglich die gleiche: Euro oder Dollar? Es war wie
eine Wahl zwischen Pest und Cholera. Auch jenseits des Atlantiks (übrigens auch in Großbritannien) ist die Schuldennot groß. In der neuen Handelswoche wird sich zumindest daran so schnell nichts ändern.

Ein weiteres Spektakel des unendlichen Schuldenepos ist durch die neue Meldung der Rating-Agentur Moody’s garantiert. Moody’s hat den Euro-Rettungsschirm bzw. -mechanismus EFSF/ESM von Aaa um eine Stufe (notch) auf Aa1 gesenkt (der ESM ist der Nachfolger des begrenzten EFSF). Der Ausblick für beide Hilfsfonds wird zudem mit „negativ“ bewertet. Bei solchen Nachrichten überlegt sich der eine oder andere Investor sicher auch einmal, seine Gewinne bei DAX & Co. mitzunehmen.

Deutsche Post AG – Weihnachtsgeschenk von der Börse

In dieser Woche sollte man das Papier der Deutschen Post AG einmal genauer betrachten. Experten zufolge könnte der Konzern besonders vom Weihnachtsgeschäft profitieren, zudem
wird das Porto nächstes Jahr erhöht. Der weiter wachsende Online-Handel bringt dem Bonner Konzern gehörigen Auftrieb. Die Menge der Pakete und Päckchen soll allein in der Woche vor Weihnachten die Anzahl von rund 40 Millionen sprengen. Die Deutsche Bahn stellt für die Post in diesem Jahr 62 Sonderzüge bereit. Die Aktie sprang bereits auf rund 16,00 Euro und ging am Freitag zu 15,96 Euro aus dem Xetra-Handel. Auch die Insider glauben weiter an die Entwicklung des Bonner Konzerns. Blickt man auf die Insider- Transaktionen (DD – Directors’ Dealings) der vergangenen zwei Jahre, so entdeckt man 2011 und 2012 keine großen meldepflichtigen Verkäufe, sondern nur Käufe . Die kleinste Order betrug rund 50.000 Euro, die größte lag bei 251.040 Euro. Vorstände und
Aufsichtsräte sind folglich weiterhin von der Geschäftsentwicklung und dem Geschäftsausblick überzeugt. Die Herren Gerdes, Kagermann, Schulte, Appel und Oetker halten an ihren Investments fest.

Größter Einzelinvestor ist die BlackRock Inc., als ehemaliger Staatskonzern und Monopolist ist die KfW hier immerhin noch mit rund 25 Prozent beteiligt. Der Streubesitz liegt demnach bei über 70 Prozent. Die Aktie wurde 2005 zu 21,00 Euro an die Börse gebracht, zeitweise lag sie im Hoch mit 25,50 Euro darüber.

Langfristig orientierte Anleger haben es den Vorständen schon lange nachgeahmt und sammelten um die Marke von 10 bis 11 Euro Wertpapiere ein, aber selbst zum derzeitigen Kurs könnte ein Einstieg eine nette Rendite sichern. Dafür spricht in diesen Zeiten der niedrigen Zinsen an den globalen Kapitalmärkten auch eine hervorragende Dividendenrendite.

Woche der Zentralbanken und der NFP

In der neuen Handelswoche stehen gleich fünf bedeutende Zentralbanken mit ihren Leitzinsentscheidungen auf der Agenda. Reserve Bank of Australia, Reserve Bank of New Zealand, Bank of Canada, Bank of England und EZB sitzen am Drücker. Der neue Monat Dezember startete bereits im asiatisch-pazifischen Raum mit australischen, neuseeländischen und japanischen Wirtschaftsdaten, für Impulse an den Märkten werden hingegen die chinesischen Daten sorgen können. Die chinesischen Einkaufsmanagerindizes für den Monat November werden zumindest Experten zufolge stärker erwartet. Der Montag setzt sich mit weiteren Einkaufsmanagerindizes für den November aus der Schweiz, Italien, Frankreich, Deutschland, Großbritannien und der Eurozone fort – insgesamt sollten die Daten im Vergleich zum Vormonat unverändert bleiben.

In den USA wird die neue Handelswoche mit dem ISM-Index für den Monat November eröffnet – es wird mit einem leichten Rückgang von 51,7 auf 51,5 gerechnet. Im weiteren Tagesverlauf kommen um 16:00 Uhr noch die US-Bauausgaben für den Oktober.

Schon in der Nacht zum Dienstag trifft eine Reihe australischer Wirtschaftsdaten ein. Besonders wichtig für Engagements in australischen Aktien- und Anleihemärkten und auch
Aussie-Währungspaaren ist dann die Leitzinsentscheidung der Reserve Bank of Australia (RBA) – Experten zufolge ist eine Zinsanpassung um 25 Basispunkte von 3,25 Prozent auf 3,00 Prozent eine gemachte Sache.

Der europäische Handel bleibt bis auf den britischen Einkaufsmanagerindex (construction) und die EU-Erzeugerpreise der Industrie für den Monat Oktober von der volkswirtschaftlichen Seite recht nachrichtenarm.

Zum Nachmittag wird die Bank of Canada (BoC) ihren Leitzinsentscheid bekanntgeben – es wird unverändert mit 1,00 Prozent zu rechnen sein. Devisenhändler im Loonie bzw. weiteren CAD-Crosses werden dieses Ereignis sicherlich zu spielen versuchen. Kurze Zeit später stellt der ISM-Index aus New York die letzte Meldung des Tages dar.

Der Mittwoch bringt das australische BIP fürs dritte Quartal 2012 und den chinesischen Einkaufsmanagerindex für den Dienstleistungsbereich. Im europäischen Handel folgen dann
weitere Einkaufsmanagerindizes für den Dienstleistungssektor aus Italien, Frankreich, Deutschland, der Eurozone und Großbritannien – in der Gesamtbetrachtung sollten diese größtenteils unverändert ausfallen und keine sonderlichen Überraschungen bieten.

Bei den Daten zum Einzelhandel in der Eurozone wird, wie bereits im Vormonat, ein weiterer Rückgang von 0,8 Prozent zu erwarten sein. Der Nachmittag bringt US-amerikanische Arbeitsmarktdaten – den US-Challenger-Report für November, den ADP-Arbeitsmarktbericht November, die Arbeitsproduktivität für das dritte Quartal 2012, die Industrieaufträge für den
Monat Oktober, den ISM-Dienstleistungsindex November und die Erdöl- und Erdgasberichte (Lagerbestände). Am späten Abend kommt dann um 21:00 Uhr der Leitzinsentscheid der
Reserve Bank of New Zealand (RBNZ) – es wird unverändert mit einem Zins von 2,50 Prozent gerechnet. Besonders am Devisenmarkt werden die Kiwi-Crosses (NZD-Crosses) rund um dieses Ereignis in Bewegung sein.

Am Donnerstag werden schon früh in der Nacht australische Arbeitsmarktdaten ausgelesen werden. Es wird mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosenquote auf 5,5 Prozent gerechnet.
Im europäischen Handel kommen französische Arbeitsmarktdaten – die französische Arbeitslosenquote ist im direkten Vergleich mit Australien beinahe doppelt so hoch und wird mit 10,5 Prozent erwartet. Weitere Datenreihen folgen aus der Schweiz. Hier pendelt die Arbeitslosenrate um die Marke von nur 3,0 Prozent. Um 11:00 Uhr kommen Daten zum BIP der Eurozone, um 12:00 Uhr die Auftragseingänge der Industrie für den Monat Oktober aus Deutschland. Hier wird ein besonderes Augenmerk darauf zu legen sein, wie hoch der Rückgang bei Europas Wirtschaftslokomotive Deutschland ausfällt. Um 13:00 Uhr wird die Bank of England (BoE) die neuesten Daten zum Anleiheaufkauf- und Stützungsprogramm (Asset Purchase Target) für den Monat Dezember bekanntgeben, höchstwahrscheinlich beträgt der Umfang 375 Milliarden Pfund. Der zeitgleich veröffentlichte britische Leitzins wird unverändert mit 0,50 Prozent erwartet. Die EZB legt mit ihrer Leitzinsentscheidung um 13:45 Uhr nach – der Leitzins wird mit 0,75 Prozent ebenfalls unverändert prognostiziert. Die Presseerklärungen von Mervin King und Mario Draghi werden am Devisenmarkt besonders genau verfolgt werden. Im weiteren Tagesverlauf in der US-amerikanischen Handelszeit werden noch US-Arbeitsmarktdaten und der kanadische Ivy-Einkaufsmanagerindex für den Monat November zu bewerten sein.

Die asiatische Woche endet mit japanischen ESRI-Frühindikatoren für den Monat Oktober. Die europäische Session am Freitag wird mit deutschen Arbeitsmarktdaten, Arbeitskosten,
Insolvenzen, der britischen Industrieproduktion im Oktober und britischen Inflationsdaten gestartet – die britische Inflation lag zuletzt bei 3,2 Prozent (das Inflationsziel der BoE liegt
bei 2,0 Prozent!). Um 12:00 Uhr werden Daten zum deutschen produzierenden Gewerbe für den Oktober auszuwerten sein – es wird mit einem Rückgang um 1,5 Prozent gerechnet. Im
weiteren Verlauf des Tages folgen kanadische Arbeitsmarktdaten – die kanadische Arbeitslosenquote wird mit 7,4 Prozent prognostiziert.

Das wichtigste Ereignis der Woche kommt beinahe ganz zum Schluss, am Freitag um 14:30 Uhr. Die US-amerikanischen Arbeitsmarktdaten für den Monat November – die NFP (non-farm-payrolls) – wirbeln die Märkte für gewöhnlich ordentlich durcheinander. Für die Arbeitslosenquote wird mit 7,9 Prozent ein unveränderter Wert erwartet. Böse Zungen behaupten, es käme eine schlechtere Zahl, da die US-Präsidentschaftswahl nun gelaufen sei und dies wieder die ersten „neutraleren“ Daten wären. Beim Verbrauchervertrauen der University of Michigan, das um 15:55 Uhr bekanntgegeben wird, wird ein Rückgang von 82,7 auf 82,0 Zähler erwartet. Am Freitag könnte es demnach turbulent zugehen.

Indizes weiter auf Long-Kurs

DAX-Future

Erneut konnte der DAX letzte Woche ohne nennenswerte Rücksetzer weiter nach oben laufen und endete nur knapp unter den Hochs von Mitte September um 7.450. Genau dieser Bereich wird in der kommenden Woche der Schlüssel für die weitere Entwicklung des Marktes. Bei einem Überschreiten dieser Zone ist die Weiterführung des Long-Trends durchaus denkbar, und ein erster Angriff auf die Hochs von Anfang April 2011 (7.650) rückt in greifbare Nähe. Selbst bei einem vorherigen Rücksetzer in den Bereich um die 7.300 bleibt das Long-Bild bestehen, und somit sind Short-Versuche für die kommende Woche als extrem aggressiv einzustufen.

Euro/ USD–Future

Der Euro konnte sich wie erwartet stark halten und endete am Freitag erneut im Bereich um 1,3000. Solange der Markt kommende Woche nicht unter die Marke von 1,2900 fällt, ist daher weiterhin die Long-Richtung im Vorteil. Short-Trades sollten vermieden werden. Realistische Ziele sind durchaus 1,3100 und 1,3150. Erst bei einem Bruch der 1,2900 sind auch Tiefs um 1,2800 denkbar.

Bund Future

Der Bund konnte wie angenommen vorerst nicht weiter fallen und erholte sich bis zum Börsenschluss am Freitag auf knapp unter 143,00. Wie letzte Woche schon angenommen, wäre nun ein erneuter Rutsch nach unten denkbar. Hierfür sollte der Markt jedoch vorher unter 142,60 fallen. Kurse darüber stehen für die Weiterführung der Long-Seite.

S&P Future

Auch der S&P war letzte Woche weiterhin auf Long-Kurs und endete nahezu an seinem Wochenhoch. Im Vergleich zum DAX ist der S&P jedoch etwas schwächer, und er stößt auf der Long-Seite
immer wieder an Widerstände, welche wahrscheinlich nicht ohne den einen oder anderen Rücksetzer überwunden werden können. Somit könnte es in der kommenden Woche eine erfolgversprechende Idee sein, Rücksetzer von Widerständen für Long-Einstiege zu nutzen. Ausbrüche auf der Long-Seite sollten nicht gehandelt werden. Erst ab 1.432 wird es wieder
etwas einfacher für den Index zu steigen.

(Dieser Wochenausblick wurde uns von LYNX B.V. Germany Branch zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt)

Dax Future 3. Dezember 2012

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Kategorie: Aktienmärkte, Marktkommentar

Über den Autor ()

Markus Burgdorf ist ausgebildeter Journalist und PR-Berater. Er schreibt heute für Kunden, Medien und seine Webseiten.

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